Sprech­stö­run­gen bei Erwachsenen

Es gibt sehr ver­schie­dene Sprech­stö­run­gen bei Erwach­se­nen, die sich in zwei große Grup­pen unter­tei­len las­sen: Stö­run­gen der Bil­dung von Lau­ten und Rede­fluss­stö­run­gen (Stottern/Poltern).

Wel­che Laut­bil­dungs­stö­run­gen gibt es bei Erwachsenen?

Stö­run­gen der Laut­bil­dung bei Erwach­se­nen sind sehr ver­schie­den und haben ganz unter­schied­li­che Ursachen.

Wie kön­nen Stö­run­gen des Spre­chens ver­hin­dert bzw. ver­min­dert werden?

Aus­spra­che­stö­run­gen bei Erwach­se­nen tre­ten meist im Zusam­men­hang mit neu­ro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen auf. Des­halb ist es wich­tig, diese Krank­hei­ten mög­lichst früh dia­gnos­tisch zu klä­ren, um den Pati­en­ten dabei zu unter­stüt­zen, mög­lichst rasch nach der Erkran­kung wie­der nor­male (phy­sio­lo­gi­sche) Sprech­be­we­gun­gen zu trai­nie­ren. So kön­nen sich auf­fäl­lige (patho­lo­gi­sche) Arti­ku­la­ti­ons­be­we­gun­gen nicht verfestigen.

Wel­che Hil­fen bie­tet die Logo­pä­die an?

Logo­pä­di­sche The­ra­pie bei Sprach- und Sprech­stö­run­gen nach Hirn­schä­di­gun­gen umfasst nach einer genauen Dia­gnos­tik zunächst die Behand­lung der sprach­li­chen Defi­zite (Sprach- und Sprech- sowie ggf. Stimm- und Schluck­stö­run­gen). Die Inter­ven­tion wird zumeist in Ein­zel­the­ra­pie unter Ein­be­zug aller mit der Stö­rung ein­her­ge­hen­den Aus­wir­kun­gen auf die Kom­mu­ni­ka­tion des Pati­en­ten  durch­ge­führt. Die Ein­be­zie­hung rea­ler Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­tio­nen (“In-Vivo”) ist dabei inte­gra­ler Bestand­teil der The­ra­pie, sie fin­det häu­fig in Form von Grup­pen­the­ra­pie statt. Selbst­ver­ständ­lich spielt auch die Bera­tung der Ange­hö­ri­gen in der logo­pä­di­schen The­ra­pie eine ent­schei­dende Rolle, wobei die Ange­hö­ri­gen auch direkt in die The­ra­pie ein­be­zo­gen wer­den können.
Sollte eine laut­sprach­li­che Kom­mu­ni­ka­tion nicht mehr mög­lich sein, wird der Logo­päde dem Pati­en­ten Ange­bote zur unter­stüt­zen Kom­mu­ni­ka­tion machen, z.B. indem er mit ihm ein soge­nann­tes Kom­mu­ni­ka­ti­ons­buch erar­bei­tet. Als Ergän­zung zur logo­pä­di­schen The­ra­pie wer­den bei schwe­ren Sprach­stö­run­gen seit eini­gen Jah­ren von Logo­pä­den zuneh­mend com­pu­ter­un­ter­stützte Dia­gnose- und The­ra­pie­ver­fah­ren eingesetzt.

Wel­che Rede­fluss­stö­run­gen gibt es bei Erwachsenen?

Stö­run­gen des Rede­flus­ses kön­nen in Form von Stot­tern oderPol­tern vor­lie­gen. Rede­fluss­stö­run­gen bei Erwach­se­nen kön­nen ein sehr unter­schied­li­ches Erschei­nungs­bild auf­wei­sen. Meist kön­nen die Ursa­chen nicht erkannt werden.

Stot­tern

Stot­tern äußert sich in Form von unfrei­wil­li­gen Wie­der­ho­lun­gen von Lau­ten und Sil­ben (“Bab­ab­ab­all”) sowie als Deh­nun­gen (“Fffffisch”) oder Blo­ckie­run­gen von Lau­ten (stum­mes Ver­har­ren vor oder in einem Wort, wobei Zei­chen von Anstren­gung sicht­bar oder hör­bar sein kön­nen: “—Tisch”). Diese Sym­ptome wer­den Kern­sym­pto­ma­tik genannt, da sie das eigent­li­che Stot­tern dar­stel­len. In Kern­sym­pto­men ver­lie­ren Stot­ternde für einen Moment die Kon­trolle über den Sprech­ab­lauf, obwohl sie genau wis­sen, was sie in die­sem Moment sagen wol­len. Es gibt – meist unbe­wusste – Stra­te­gien, um sol­che Sym­ptome zu kon­trol­lie­ren, z.B.

Pol­tern

Bei Pol­tern ist die Ver­ständ­lich­keit des Gespro­che­nen durch eine pha­sen­weise über­höhte Sprech­ge­schwin­dig­keit mit Aus­las­sun­gen und Ver­schmel­zun­gen von Lau­ten, Sil­ben oder Wör­tern (“zum Bei­spiel” wird “Zei­spiel”) beein­träch­tigt. Außer­dem tre­ten viele Satz­ab­brü­che, Umfor­mu­lie­run­gen und Flos­keln sowie stot­ter­ähn­li­che Rede­un­flüs­sig­kei­ten auf, so dass trotz des Ein­drucks von hoher Sprech­ge­schwin­dig­keit oft nur wenig Inhalt ver­mit­telt wer­den kann.

Bei bewusst ver­lang­sam­tem Spre­chen redu­ziert sich die Sym­pto­ma­tik. Das Spre­chen kann jedoch nicht lang­fris­tig kon­trol­liert wer­den. In Ver­bin­dung mit Pol­tern tre­ten häu­fig auch bei Erwach­se­nen noch Sprach­stö­run­gen auf (Suche nach Wör­tern, ein­ge­schränk­ter Wort­schatz, Stö­rung der Gram­ma­tik). Pol­ternde kön­nen oft das eigene Spre­chen schlecht beob­ach­ten – die Stö­rung ist ihnen häu­fig nicht oder nur ansatz­weise bewusst. Man­chen Pol­tern­den fällt auch das Zuhö­ren schwer. Pol­tern wird gesell­schaft­lich nicht stig­ma­ti­siert, der damit ver­bun­dene Lei­dens­druck ist meist gering. Die Behin­de­rung durch die ein­ge­schränkte Ver­ständ­lich­keit kann jedoch erheb­lich sein.
Stot­tern und Pol­tern kön­nen auch zusam­men auftreten.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen fin­den Sie in unse­rem Folder
“Sprech­stö­run­gen bei Erwachsenen”.

Wie kann Rede­fluss­stö­run­gen vor­ge­beugt werden?

Bei fast allen stot­tern­den Erwach­se­nen ist die Stö­rung im Kin­des­al­ter ent­stan­den. Men­schen, bei denen das Stot­tern bis ins Erwach­se­nen­al­ter fort­be­steht, haben fast keine Chance mehr, das Stot­tern zu ver­lie­ren. Daher ist es wich­tig, stot­ternde Kin­der mög­lichst früh (ab dem 2. Lebens­jahr) zu erken­nen und bei Bedarf zu behan­deln, damit eine Rück­bil­dung unter­stützt wer­den kann. Den­noch kann auch bei einer frü­hen The­ra­pie nicht vor­her­ge­sagt wer­den, wel­che Kin­der ihr Stot­tern ver­lie­ren werden.
Aus­ge­spro­chen sel­ten kann Stot­tern auf­grund einer ande­ren Grund­er­kran­kung (z. B. eine neu­ro­lo­gi­sche Erkran­kung) auch noch im Erwach­se­nen­al­ter beginnen.

Wel­che Hil­fen bie­tet die Logo­pä­die an?

Stot­tern

Für stot­ternde Men­schen, die noch unschlüs­sig sind, ob sie sich in eine Behand­lung bege­ben sol­len, bie­tet die Logo­pä­die zunächst ein­mal Bera­tung an. Durch eine logo­pä­di­sche Dia­gnos­tik wird fest­ge­stellt, wel­che Art von Stot­tern vor­liegt und ob es behan­delt wer­den muss. Die logo­pä­di­sche The­ra­pie kann sehr unter­schied­lich aus­se­hen, je nach der Art des Stot­terns und der The­ra­pie­rich­tung. Die Inhalte der logo­pä­di­schen The­ra­pie erge­ben sich aus demlogo­pä­di­schen Befund, der mit dem Pati­en­ten vor Beginn der The­ra­pie bespro­chen wird. Wäh­rend des The­ra­pie­ver­laufs wird der Pati­ent aus­führ­lich über Stot­tern und die The­ra­pie infor­miert. Er lernt Tech­ni­ken für eine flüs­si­gere Sprech­weise (flüs­si­ges leich­tes Stot­tern oder Ver­än­de­rung der Sprech­weise) und baut Sprech­ängste ab. Eine The­ra­pie kann abge­schlos­sen wer­den, wenn eine flüs­si­gere Sprech­weise mit gerin­gen psy­chi­schen Reak­tio­nen (Sprech­angst, Scham) vor­liegt. Am Ende der The­ra­pie wird über die Mög­lich­keit von Rück­fäl­len infor­miert und auf die dann gebo­tene Vor­ge­hens­weise vorbereitet.

Pol­tern

Auch für Pol­ternde, die noch unschlüs­sig sind, ob sie sich in eine Behand­lung bege­ben sol­len, bie­tet die Logo­pä­die zunächst ein­malBera­tung an. Bei Ver­dacht auf Pol­tern wird durch einelogo­pä­di­sche Dia­gnos­tik fest­ge­stellt, ob und wel­che Art von Pol­tern vor­liegt und ob wei­tere Stö­run­gen bestehen.
Die logo­pä­di­sche The­ra­pie kann sehr unter­schied­lich aus­se­hen, je nach der Art des Pol­terns, der Situa­tion des Pol­tern­den und beglei­ten­der Stö­run­gen. Die Inhalte der logo­pä­di­schen The­ra­pie erge­ben sich aus dem logo­pä­di­schen Befund, der mit dem Pati­en­ten zu Beginn der The­ra­pie bespro­chen wird. Pol­ternde kön­nen in einer The­ra­pie (bei aus­rei­chen­der Moti­va­tion) zum Bei­spiel ler­nen, in für sie wich­ti­gen Sprech­si­tua­tio­nen das Pol­tern zu kon­trol­lie­ren. Eine grund­sätz­li­che Über­win­dung des Pol­terns ist nicht zu erwar­ten. Ange­hö­rige ler­nen in der The­ra­pie, wie sie ange­mes­sen mit dem Pol­tern umge­hen können.
Wäh­rend der Behand­lung wird der Pati­ent aus­führ­lich über Pol­tern und die The­ra­pie infor­miert, auch über die Mög­lich­keit von Rück­fäl­len nach Abschluss der The­ra­pie und die dann gebo­tene Vorgehensweise.

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