Sprach­stö­run­gen bei Kindern

Stö­run­gen der Spra­che bei Kin­dern haben ganz unter­schied­li­che Ursa­chen, daher wird zwi­schen Ent­wick­lungs­stö­run­gen und erwor­be­nen Stö­run­gen unterschieden.

Die Ent­wick­lungs­stö­run­gen der Spra­che haben ent­we­der eine “pri­märe” Ver­ur­sa­chung, d.h. die Kin­der haben eine Stö­rung, die nur auf sprach­li­cher Ebene zu fin­den ist. Es las­sen sich keine ande­ren Stö­run­gen fin­den, die sie ver­ur­sacht hät­ten. Man spricht hier auch von einer “spe­zi­fi­schen Sprach­ent­wick­lungs­stö­rung”. Des wei­te­ren gibt es “sekun­där” ver­ur­sachte Ent­wick­lungs­stö­run­gen der Spra­che. Dies bedeu­tet, dass eine Sprach­ent­wick­lungs­stö­rung ent­ste­hen kann, wenn z.B. das Hören des Kin­des beein­träch­tigt ist oder wenn kör­per­li­che oder geis­tige Behin­de­run­gen den Sprach­er­werb erschweren.

Zu den erwor­be­nen Stö­run­gen der Spra­che gehört die “kind­li­che Apha­sie”, die durch Schä­del-Hirn­trauma (z.B. bei Unfäl­len), Hirn­tu­more oder ent­zünd­li­che Erkran­kun­gen (z.B. Menin­gi­tis) ver­ur­sacht wer­den kann.

Wel­che Sprach­ent­wick­lungs­stö­run­gen gibt es?

Wie kann Sprach­ent­wick­lungs­stö­run­gen vor­ge­beugt werden?

Die Sprach­ent­wick­lung ist durch typi­sche Merk­male gekenn­zeich­net, die sich von der Geburt an auf­zei­gen las­sen. Das bedeu­tet: für jede Phase der kind­li­chen Sprach­ent­wick­lung las­sen sich die Fähig­kei­ten des Erwerbs der Laute, der Wör­ter und der Gram­ma­tik sowie der Prag­ma­tik auf­zei­gen. Wann ein Kind in der Regel wel­che Fähig­kei­ten erwor­ben hat, kön­nen Sie in unse­rem Falt­blatt “Wie spricht mein Kind?” nachlesen.

Wel­che Hil­fen bie­tet die Logo­pä­die an?

Die Logo­pä­die bie­tet zunächst ein­mal Bera­tung zu allen Fra­gen der kind­li­chen Sprach­ent­wick­lung und den mög­li­chen Stö­run­gen an, denn nicht jede Auf­fäl­lig­keit ist bereits ein Zei­chen für eine behand­lungs­be­dürf­tige Sprach­ent­wick­lungs­stö­rung. Auf­gabe der Logo­pä­den ist es, die von Eltern beob­ach­te­ten “Auf­fäl­lig­kei­ten” einer Ent­wick­lungs­phase zuzu­ord­nen und fest­zu­stel­len, ob das Kind tat­säch­lich ver­zö­gert ist und wel­che Maß­nah­men ggf. zu tref­fen sind. Unter Umstän­den kann eine umfang­rei­che Bera­tung der Eltern hin­sicht­lich sprach­för­dern­der Ver­hal­tens­wei­sen (Prä­ven­tion) aus­rei­chend sein. Sollte ein Hin­weis auf eine Ver­zö­ge­rung bestehen, klärt die Logo­pä­din ab, ob sich der Ver­dacht tat­säch­lich bestä­tigt. Vor­aus­set­zung für eine logo­pä­di­sche Dia­gnos­tik ist dabei, dass sicher­ge­stellt ist, dass das Kind keine Hör­stö­rung hat. Des­halb sollte vorab eine ent­spre­chende Unter­su­chung (Audio­gramm) durch­ge­führt wer­den. Die Logo­pä­din unter­sucht das Kind dann mit Hilfe geziel­ter Prüf- und Test­ver­fah­ren, die für die unter­schied­li­chen Ent­wick­lungs­be­rei­che ent­wi­ckelt wor­den sind.
Wesent­li­cher Teil der logo­pä­di­schen Dia­gnos­tik ist die Ana­mnese. Hier wer­den Fra­gen zum Bei­spiel zum bis­he­ri­gen Ent­wick­lungs­ver­lauf, zu beson­de­ren Ereig­nis­sen im Leben des Kin­des (z. B. Kran­ken­haus­auf­ent­halte) und zu Sozi­al­kon­tak­ten des Kin­des gestellt, um einen umfas­sen­den Ein­blick in seine Lebens­be­din­gun­gen zu bekom­men. Dies ist auch wich­tig für dielogo­pä­di­sche The­ra­pie, die ver­sucht, an den Inter­es­sen und Pro­ble­men des Kin­des anzu­set­zen. Die Inhalte der logo­pä­di­schen The­ra­pie erge­ben sich unmit­tel­bar aus dem logo­pä­di­schen Befund, der mit den Eltern vor Beginn der The­ra­pie bespro­chen wird. Die Eltern erhal­ten kon­ti­nu­ier­lich Ein­blick in den Ver­lauf der The­ra­pie, das heißt sie wer­den über Fort­schritte und Ver­än­de­run­gen in der The­ra­pie­pla­nung infor­miert. Teil­weise besteht auch die Mög­lich­keit, dass sie die The­ra­pie hin­ter einer Ein­weg­scheibe mit­ver­fol­gen kön­nen. Am Ende einer The­ra­pie­phase wird ein Abschluss­be­fund erstellt, aus dem her­vor­geht, ob die The­ra­pie abge­schlos­sen ist oder aber fort­ge­setzt wer­den sollte.
Wenn Sie sich Sor­gen machen, ob Ihr Kind unter Umstän­den sprach­ent­wick­lungs­ge­stört ist, las­sen Sie sich bera­ten. Je frü­her eine logo­pä­di­sche The­ra­pie beginnt, desto bes­ser. Moderne dia­gnos­ti­sche Ver­fah­ren ermög­li­chen Logo­pä­den oft bereits bei zwei­jäh­ri­gen Kin­dern eine zuver­läs­sige Unter­schei­dung zwi­schen “Spät­ent­wick­lern” und Kin­dern, bei denen eine behand­lungs­be­dürf­tige Stö­rung vorliegt.

Erwor­bene Sprach­stö­run­gen bei Kindern

Neben Sprach­ent­wick­lungs­stö­run­gen kann es im Kin­des­al­ter zu einer erwor­be­nen Sprach­be­hin­de­rung, einer Apha­sie kom­men. Schä­del-Hirn­trauma, Schlag­an­fälle, Hirn­tu­more und ent­zünd­li­che Erkran­kun­gen kön­nen die Ursa­che dafür sein. Dabei sind Sprach­fä­hig­kei­ten betrof­fen, die bereits erwor­ben waren. Des­halb spricht man beim Kind erst ab einem Alter von 1,5 bis 2 Jah­ren von einer Apha­sie, wenn die Sprach­ent­wick­lung auf Wort­ebene bereits begon­nen hat.

Apha­sie, eine erwor­bene Sprachstörung

Ebenso wie bei Erwach­se­nen wirkt sich die Apha­sie bei Kin­dern auf die unter­schied­li­chen sprach­li­chen Ebe­nen (Laut­bil­dung, Wort­be­deu­tung, Satz­bau) und auf die ver­schie­de­nen Sprach­ver­ar­bei­tungs­ka­näle (Spre­chen, Spra­che ver­ste­hen, Schrei­ben und Lesen) aus.
Kin­der mit Apha­sie zei­gen direkt nach der Hirn­schä­di­gung häu­fig eine Zeit des völ­li­gen Schwei­gens, einen soge­nann­ten initia­len Mutis­mus. Im Anschluss an diese Phase kenn­zeich­nen sich die meis­ten Kin­der mit Apha­sie durch eine Reduk­tion der Spont­an­spra­che. Frü­her ging man davon aus, dass bei Kin­dern im Unter­schied zu Erwach­se­nen keine Beein­träch­ti­gun­gen im Sprach­ver­ständ­nis vor­kom­men. Mitt­ler­weile wurde nach­ge­wie­sen, dass bei Kin­dern genau die glei­chen viel­fäl­ti­gen Sym­ptome auf­tre­ten kön­nen wie bei Erwachsenen.
Apha­sien im Kin­des- und Jugend­al­ter tre­ten sel­ten iso­liert auf. Oft­mals kom­men Begleit­erschei­nun­gen wie Halb­sei­ten­läh­mun­gen, Dys­ar­thrien (Sprech­stö­run­gen), Auf­merk­sam­keits­de­fi­zite, Kon­zen­tra­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen und ver­min­derte Gedächt­nis­leis­tun­gen hinzu. Auch zeigt sich häu­fig, dass apha­si­sche Kin­der durch Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten auf­fal­len. In Stu­dien konnte gezeigt wer­den, dass diese zurück gehen, wenn den Kin­dern alter­na­tive Sprach­sys­teme zur Ver­fü­gung gestellt werden.

Wel­che Hil­fen bie­tet die Logo­pä­die an?

Logo­pä­die bei Kin­dern mit Apha­sie leis­tet ebenso wir für Kin­der mit Sprach­ent­wick­lungs­stö­run­gen viel­fäl­tige Hil­fen auf unter­schied­li­chen Ebe­nen. Hinzu kommt die Beson­der­heit der logo­pä­di­schen The­ra­pie bei Kin­dern mit Apha­sie, da neben der Unter­stüt­zung der wei­te­ren (sprach­li­chen) Ent­wick­lung auch der Wie­der­erwerb der ver­lo­re­nen sprach­li­chen Fähig­kei­ten berück­sich­tigt wer­den muss. Hierzu wer­den bei der Dia­gnos­tik und in der The­ra­pie Bau­steine aus der Sprach­ent­wick­lungs­dia­gnos­tik und ‑the­ra­pie für Kin­der, sowie aus der Apha­sie­dia­gnos­tik und ‑the­ra­pie bei Erwach­se­nen ver­wen­det. Ziel ist es, sowohl die wei­tere Ent­wick­lung voran zu trei­ben als auch ver­lo­rene sprach­li­che Fähig­kei­ten wiederherzustellen.

Der Bun­des­ver­band für die Reha­bi­li­ta­tion der Apha­s­iker (BRA) hat ein spe­zi­el­les Pro­jekt zur Unter­stüt­zung von Kin­dern ins Leben geru­fen, die an einer Apha­sie leiden.

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